Strategien gegen den Fachkräftemangel

Als im Sommer die Urlaubssaison begann, war er allgegenwärtig: der Personalmangel. An den Flughäfen strandeten Urlauberinnen und Urlauber, Beschäftigte und Gewerkschaften machten durch Warnstreiks auf die fehlenden Arbeitskräfte aufmerksam. Ob in der Gastronomie, im Gesundheitssystem oder im Handwerk – überall fehlen Beschäftigte, die die Arbeit erledigen.

Fachkräftemangel bremst Transformation

In der aktuellen WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung geben 56 Prozent der Interessenvertreterinnen und Interessenvertreter an, dass sie Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen. Gründe dafür sind fehlende Bewerberinnen und Bewerber sowie schlechte Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Branchen. Hinzu kommt: In den nächsten Jahren gehen rund ein Drittel der Beschäftigten in Rente, wodurch sich weitere Lücken auftun werden.

Dabei sind Fachkräfte angesichts der sozial-ökologischen Transformation besonders wichtig. Der Mangel an geschultem Personal könnte zu einer echten Bremse werden. Die steigende Inflation und hohe Energiekosten spitzen die Lage zu.

Verbesserte Bedingungen ermöglichen

Im Handwerk ist die Lage besonders angespannt – und ein hausgemachtes Problem: Nur rund 30 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Handwerksbetrieben sind von Tarifverträgen erfasst. Daraus folgt eine deutliche Lohnlücke im Vergleich zur restlichen Wirtschaft. Die Arbeitsbelastung ist hingegen hoch, Arbeitszeiten von bis zu 48 Stunden pro Woche sind keine Seltenheit. Die Folge: Rund 60 Prozent der Gesellinnen und Gesellen verlassen ihre Berufe nach Abschluss der Ausbildung.

Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen 

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, braucht es eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt. Das Beschäftigungspotential von Frauen ist nicht ausgeschöpft, echte Chancengleichheit am Arbeitsmarkt existiert noch nicht. Frauen sind stärker von Altersarmut betroffen und Minijobs werden für sie eher zur Falle, als dass sie in sozial abgesicherte Beschäftigung führen. Besonders Frauen mit Verantwortung für Kinder und zu pflegende Familienangehörige drohen in Teilzeitstellen festzuhängen. Arbeitsbedingungen müssen familiengerechter werden, dafür müssen Beschäftigte ihre Arbeitszeiten mitgestalten können.

Weiterbildungsmöglichkeiten optimieren

Die Arbeitswelt befindet sich in einem rasanten Wandel. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen ihre Qualifikationen stetig anpassen. Dafür brauchen sie gute Weiterbildungsmöglichkeiten, die sich an der Arbeit von morgen orientieren. Wie sich die Arbeitswelt in Zukunft entwickelt, muss gut beobachtet werden: Welche Kenntnisse werden morgen nötig sein, welche Herausforderungen müssen Fachkräfte meistern? Es gilt, Weiterbildungsangebote dementsprechend auszugestalten.

Zuwanderung erleichtern

Der Zugang zum Arbeitsmarkt muss für zugewanderte Menschen erleichtert werden. Denn selbst wenn das Arbeitskräfte-Potential in Deutschland und der EU voll ausgeschöpft wird, fehlen weiterhin wichtige Kräfte. Für fairen Zugang zum Arbeitsmarkt mit echten Bleibeperspektiven für Beschäftigte und ihre Familien müssen klare Regeln geschaffen und bürokratische Hürden abgebaut werden.

Hier geht er zur vollständigen Pressemeldung des DGB.

Ein Artikel von
Redaktion Prävention aktuell

10. November 2022

Kategorie

Wissen