Beruflicher Umgang mit Chrom und Nickel kann Lungenkrebsrisiko erhöhen
Dass der berufliche Umgang mit den Metallen Chrom und Nickel das Lungenkrebsrisiko erhöhen kann, ist das Ergebnis einer internationalen Bevölkerungsstudie, die unter Federführung des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA) veröffentlicht wurde. Hexavalentes Chrom (Cr(VI)) sowie Nickel und seine Verbindungen sind seit vielen Jahren als berufliche Humankanzerogene eingestuft. Sie werden vor allem bei der Legierung von Oberflächen aber auch beim Schweißen in der metallverarbeitenden Industrie eingesetzt. Die Studie liefert wichtige Hinweise für die Abschätzung der Exposition und der daraus resultierenden Präventionsmaßnahmen.
Bislang werteten nur wenige Studien über eine große Bandbreite verschiedener Berufe hinweg Expositions-Effekt-Beziehungen für die Exposition gegenüber Chrom und Nickel aus. Die jetzt publizierte Studie ist Teil der internationalen SYNERGY-Studie.
Studie berücksichtigt den Risikofaktor Rauchen
Messdaten aus internationalen Datenbanken wurden in einer sogenannten Job-Expositions-Matrix kombiniert. Diese schätzt eine typische durchschnittliche Exposition für jeden Beruf sowie die lebenslang erworbene Exposition für jeden Studienteilnehmer und jede Studienteilnehmerin. Als wichtigster außerberuflicher Risikofaktor für Lungenkrebs wurde zudem Rauchen in der Analyse berücksichtigt. Die Studie wertete über 16.000 Lungenkrebsfälle und nahezu 21.000 gesunde Kontrollpersonen aus 14 Ländern aus.
Lungenkrebsrisiko steigt mit zunehmender Exposition
Die Ergebnisse zeigten für Männer in der höchsten Expositionskategorie einen Anstieg des Lungenkrebsrisikos für Cr(VI) und Nickel um ca. 30 Prozent. Die Ergebnisse für Frauen waren aufgrund ihrer selteneren beruflichen Exposition weniger eindeutig, wiesen jedoch grundsätzlich in die gleiche Richtung.
„Da in der SYNERGY-Studie typische Berufe mit sehr hohen Expositionsniveaus nicht beobachtet wurden, bewegen sich unsere Risikoschätzungen im Niedrigdosisbereich“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Behrens, stellvertretender Direktor des IPA und federführender Autor der Studie. „Berufe mit höheren Expositionen, die möglicherweise mit höheren Lungenkrebsrisiken einhergehen, konnten in der SYNERGY nicht beobachtet werden. Diese können aus den SYNERGY-Ergebnissen daher gegebenenfalls nur indirekt abgeleitet werden“. Prof. Dr. med. Thomas Brüning, Direktor des IPA, ergänzt: „SYNERGY kann für die arbeitsmedizinische Praxis wichtige Erkenntnisse liefern. Allerdings sollten sich diese aufgrund der beobachteten niedrigen Expositionsniveaus ausschließlich auf präventive berufliche Aspekte fokussieren.“
Häufig fehlen Messwerte
Die Studie weist darüber hinaus auf wichtige Einschränkungen hin, die allgemein bei der Schätzung von Krebsrisiken in epidemiologischen Studien zu berücksichtigen sind. Da für viele Berufe keine Messwerte an entsprechenden Arbeitsplätzen vorlagen und auch kaum historische Messungen vor 1970 berücksichtigt werden konnten, mussten die Expositionen vieler Berufsphasen mittels eines statistischen Modells geschätzt werden. Das führt zu Unsicherheiten in der Expositionsabschätzung, so dass das Lungenkrebsrisiko entweder zu hoch oder zu niedrig eingeschätzt werden könnte. Bei Mehrfachexpositionen von zumeist in Produktionsbetrieben beschäftigten Industriearbeitern, die im Laufe ihrer beruflichen Karriere gegenüber mehreren beruflichen Kanzerogenen exponiert gewesen sein können, kann es darüber hinaus schwierig sein, ein erhöhtes Krebsrisiko auf eine einzelne Substanz zurückzuführen.
„Die Auswertung der Daten aus der SYNERGY-Studie verdeutlicht, mit welch großen Herausforderungen eine verlässliche statistische Abschätzung von beruflichen Mischexpositionen verbunden ist“, so Prof. Thomas Behrens.
SYNERGY kann deshalb aufzeigen, wo zukünftig die Datenlage zur Erfassung beruflicher Expositionen verbessert werden sollte, um Betriebe für die kontinuierliche Überwachung von Expositionen gegenüber schädlichen berufsbedingten Expositionen zu sensibilisieren.
Hier geht es zum vollständigen Pressetext der DGUV.