Das Homeoffice setzt sich durch

Noch immer hält die Corona-Pandemie die Welt in Atem und es ist keine Lösung für die Krise in Sicht. Während sich die kurzfristigen Auswirkungen in erhöhten Sterberaten, Arbeitslosenzahlen und Insolvenzen zeigen, scheint bei den mittel- bis langfristigen Auswirkungen bislang nur klar, dass die Arbeit zu Hause aus deutlich zunehmen wird. Deutschland hat dank der Corona-Pandemie das Homeoffice für sich entdeckt. Auch wenn nicht ganz klar ist, wie viel Erwerbstätige zurzeit von zu Hause aus arbeiten – der IT-Branchenverbands Bitkom spricht von jedem zweiten Erwerbstätigen, die Corona-Studie der Universität Mannheim nur von jedem vierten Erwerbstätigen im Homeoffice – es sind deutlich mehr Beschäftigte, als noch im vergangenen Jahr. Damals arbeitete nur jeder Fünfte im Homeoffice.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov und dem Statistikportal Statista zufolge, kommt die Heimarbeit bei den Betroffenen gut an. 78 Prozent der Befragten schätzen besonders, dass der tägliche Arbeitsweg wegfällt. 63 Prozent betrachten die freiere Arbeitszeitgestaltung als positiven Aspekt und 50 Prozent finden es gut, dass im Homeoffice kein Dresscode herrscht. Immerhin 43 Prozent gaben an, im Homeoffice weniger Stress zu verspüren als an ihrer eigentlichen Arbeitsstätte – das dürften vermutlich die kinderlosen Angestellten gewesen sein, die nicht von Kita- und Schulschließungen betroffen sind und die Kinderbetreuung neu gestalten müssen. Trotzdem wollen knapp ein Drittel der Erwerbstätigen laut einer Umfrage der E-Mailanbieter Web.de und GMX langfristig im Homeoffice arbeiten.

Die Grafik zeigt den Anteil der Befragten, die an der Arbeit von zuhause Folgendes als positiv empfinden
Grafik: YouGov/Statista

Homeoffice ist ein Trend der bleibt

Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, möchte das Recht auf Arbeiten von zu Hause aus gesetzlich verankern. Zudem hat die Corona-Pandemie gezeigt, dass viele Zweifel am Homeoffice unbegründet sind. Die Produktivität ist trotz fehlender Kontrolle durch Vorgesetzte nicht zurückgegangen, wie Zahlen aus den USA zeigen. In einem Interview mit der Wissenschaftswebsite phys.org erläutert der Wirtschaftsprofessor Nicholaus Bloom von der Stanford Universität aktuelle Untersuchungsergebnisse zum Homeoffice während der Corona-Pandemie. Demnach arbeiten zurzeit 42 Prozent der Erwerbstätigen in den USA im Homeoffice, während nur 26 Prozent aufgrund ihrer Tätigkeit darauf verzichten müssen. Diese 42 Prozent der Beschäftigten erwirtschaften gegenwärtig zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der USA. Ohne Homeoffice wäre die US-amerikanische Wirtschaft in noch schlechterer Verfassung oder noch mehr Menschen hätten sich mit COVID-19 angesteckt. In Deutschland dürfte es viel anders sein. Auch in Deutschland half die Arbeit im Homeoffice sowie Kurzarbeit, die Wirtschaft so gut geht am Laufen zu halten. Stanford-Wissenschaftler Bloom rechnet deshalb fest damit, dass auch nach der Corona-Krise die Zahl der Menschen, die zumindest teilweise von Zuhause aus arbeitet, deutlich höher sein wird, als vor der Krise.

Ein Artikel von
Falk Sinß

6. Juli 2020

Kategorie

Wissen