Digitale Kommunikation braucht Handlungsspielraum

Führungskräfte nutzen digitale Kommunikation deutlich stärker als Beschäftigte ohne Führungsverantwortung. Das bringt den Führungskräften eine größere Flexibilität, kann aber gleichzeitig mit dem Erleben ständiger Bereitschaft oder Überforderung einhergehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung der Universität Bielefeld und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).

Führungskräfte kommunizieren digitaler

Führungskräfte halten mit täglicher digitaler Kommunikation den Informationsfluss in Gang. Zugleich erleben sie sich im Zwiespalt zwischen größerer Flexibilität und der Bereitschaft ständig ansprechbar zu sein. Dabei kommt dem zur Verfügung stehenden Handlungsspielraum eine zentrale Bedeutung zu, ob positive oder negative Aspekte der digitalen Kommunikation überwiegen. Bezogen auf die betriebliche Praxis zeigt sich, dass Führungskräfte ausreichend Handlungsspielraum benötigen, um den besonderen Anforderungen digitaler Kommunikation bedarfsgerecht begegnen zu können.

Zudem weisen die Autorinnen und Autoren darauf hin, dass sich die Verringerung persönlicher Kontakte langfristig auf die sozialen Beziehungen und den Teamzusammenhalt auswirken kann. Fehlt der direkte soziale Kontakt von Angesicht zu Angesicht, wird es schwieriger gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und zu halten oder Konflikte persönlich zu klären.

Digitale Kommunikation erhöht Druck

Die Daten wurden in den Jahren 2018/2019 und damit vor der Corona-Pandemie erhoben. Seitdem hat die digitale Kommunikation einen enormen Zuwachs erfahren. In den vergangenen Monaten zeigte sich, dass insbesondere Führungskräfte, die sehr häufig digital kommunizieren, nicht nur im technischen Umgang mit digitalen Kommunikationsmitteln geschult werden sollten. Sie brauchen auch Klarheit bezüglich der Erwartungen an ständige Bereitschaft im Verhältnis zu größerer Flexibilität. Entsprechende Maßnahmen der Weiterbildung könnten auch der Überforderung durch vermehrte digitale Kommunikation entgegenwirken, so die Autorinnen und Autoren.

Grundlage für die Auswertung war das Digitalisierungs-Modul der dritten Welle des Linked-Employer-Employee Panels B3. Dabei wurden in den Jahren 2018/2019 insgesamt 5.750 Beschäftigte aus 160 Großbetrieben befragt. Davon waren 30 Prozent Beschäftigte mit und 70 Prozent der Beschäftigten ohne Führungsverantwortung.

Die Ergebnisse der Befragung sind als baua: Bericht kompakt „Führung digital: Anforderungen und Ressourcen bei Führungskräften“ veröffentlicht worden. Der Bericht kann kostenlos als PDF heruntergeladen werden.

Ein Artikel von
Redaktion Prävention aktuell

15. Juli 2021

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Wissen