Gewusst wie: Erste Hilfe richtig anwenden

Manchmal geht es richtig schnell: Ein Kollege bricht zusammen mit Verdacht auf Herzinfarkt oder auf dem Weg zur Arbeit wird man Zeuge eines Verkehrsunfalls. Jetzt ist schnelles Handeln erforderlich. Erste-Hilfe-Maßnahmen können Leben retten. Theoretisch kann das fast jeder von uns, denn laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse haben 93 Prozent der Menschen in Deutschland eigenen Angaben zufolge schon einmal einen Erste-Hilfe-Kurs belegt. Bei knapp einem Viertel ist das allerdings schon mehr als 20 Jahre her. Bei Menschen ab 60 Jahren gilt das sogar für jeden Zweiten.

Infografik Erste Hilfe
Grafik: Techniker Krankenkasse

Je länger der letzte Erste-Hilfe-Kurs her, desto unsicherer im Notfall

Die Umfrage zeigt auch, je länger der Erste-Hilfe-Kurs zurückliegt, desto größer ist die Unsicherheit. Liegt der Erste-Hilfe-Kurs bis zu zwei Jahren zurück, fühlen sich 98 Prozent der Absolventen in der Lage, im Notfall Erste Hilfe zu leisten. Wurde der Kurs in einem Zeitraum besucht, der zwei bis fünf Jahre zurückliegt, fühlen sich nur noch 82 Prozent sicher im Umgang mit Erster Hilfe. Liegt der Kurs noch länger zurück, sinkt der Wert auf 62 Prozent.

„Die meisten haben ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs im Zusammenhang mit dem Führerschein gemacht. Doch das ist zu wenig. In Skandinavien lernen bereits Kindergartenkinder, wie Erste Hilfe funktioniert. Das zieht sich durch die Schule bis in die Arbeitswelt. Dieser selbstverständliche Umgang mit Erster Hilfe sollte auch bei uns in Deutschland wachsen. 10.000 Menschen könnten so jährlich durch Sofort-Maßnahmen in einer Notfallsituation gerettet werden“, erklärt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK.

Infografik: Erste Hilfe
Grafik: Techniker Krankenkasse

Erste Hilfe mit Virtual Reality und Dossier

In Deutschland gibt es keine Pflicht, einen Erste-Hilfe-Kurs nach einer bestimmten Zeit zu wiederholen. Entsprechend hoch ist die Hemmschwelle, erneut einen Kurs zu besuchen und das eigene Wissen aufzufrischen. Die gegenwärtigen Corona-bedingten Einschränkungen tun ihr Übriges dazu. Die TK hat daher in Kooperation mit dem Deutschen Rat für Wiederbelebung (GRC) eine Erste-Hilfe-App fürs Smartphone entwickelt. Die Anwendung „TK-RescueMe VR“ wird anlässlich des weltweiten „World Restart a Heart Day“ veröffentlicht und steht allen Interessierten in den gängigen App-Stores kostenlos zur Verfügung.

Mittels Virtual Reality lernt man in einem interaktiven Video die Herzdruckmassage unter Real- Bedingungen. Dazu braucht man nur ein Smartphone und ein sogenanntes Cardboard, das man bereits für ein paar Euros in Online-Shops erhält. Die Schulung dauert rund zehn Minuten. Professor Dr. Bernd Böttiger, Vorstandsvorsitzender des GRC: „Mit Hilfe der App wird der Nutzer direkt in eine virtuelle Notfallsituation gebracht. Dort muss er unter Zeitdruck unter Anleitung eine Wiederbelebung ausführen. Durch die Simulation fühlt sich der Nutzer wie in einer echten Notfallsituation, dort geht es dann ja auch um jede Sekunde“, so Böttiger. „Die App ist nach den neuesten medizinischen Erkenntnissen eingerichtet. So wird zum Beispiel auf die Mund-zu-Mundbeatmung verzichtet.“ TK-Chef Baas ergänzt: „Die App ersetzt keinen Erste-Hilfe-Kurs. Aber sie frischt altes Wissen auf und kann jederzeit genutzt werden, sowohl im privaten Bereich als auch in Unternehmen. Beispielsweise um die Ersthelfer in den Betrieben zu schulen – und zwar niedrigschwellig und ohne viel Aufwand. Durch den Gamification-Ansatz und die Echtzeitsimulation ist der Lerneffekt zusätzlich sehr hoch.“

Infografik: Erste Hilfe
Grafik: Techniker Krankenkasse

Betriebe müssen Erste Hilfe organisieren

Erste Hilfe ist übrigens keine Privatangelegenheit. Jedes Unternehmen muss die Erste Hilfe im Betrieb organisieren und dafür die organisatorischen, sachlichen und personellen Voraussetzungen schaffen. Damit soll gewährleistet werden, dass alle Beschäftigten bei einem Arbeitsunfall Erste Hilfe erhalten und entsprechend der Rettungskette versorgt werden.

Was Unternehmer und Arbeitsschutzverantwortliche dafür beachten müssen, um ihren Betrieb rechtssicher aufzustellen, können Interessierte in unserem Schwerpunkt Erste Hilfe nachlesen. Dieser kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Ein Artikel von
Falk Sinß

19. Oktober 2020

Kategorie

Wissen