Schlaflos zur Arbeit

Fast jeder zweite Arbeitnehmer geht müde zur Arbeit, jeder zehnte leidet unter schweren Schlafstörungen, das geht aus einer DAK-Studie hervor. Immer mehr Menschen haben Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Das bedeutet: Sie wachen nachts regelmäßig auf, liegen länger wach und schlafen weniger als sechs Stunden. Damit werden die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Betroffenen beeinträchtigt. Zu den Folgen zählen Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen oder psychische und physische Erkrankungen.

Manager schlafen schlecht

Besonders betroffen von schlechtem Schlaf sind Manager. Das ergaben Umfragen der Max Grundig Klinik auf der Bühlerhöhe. Danach leiden 59 Prozent der deutschen Führungskräfte unter Schlafstörungen. Aber auch Schichtarbeiter klagen häufig darüber. Die Betroffenen lenken erschöpft einen Lkw, führen überlastet eine schwierige Operation durch oder sitzen müde im Cockpit eines Flugzeugs. Die Angst vor Unfällen steigt. Sie werden unsicher, wissen nicht, ob sie ihre Arbeit noch richtig ausführen können.

Schlaflosigkeit hat unmittelbare Folgen für die Wirtschaft. Sie führt unter anderem zu Produktivitätsverlusten und höheren Fehlerquoten. Zudem wirkt sich dauerhafter Schlafmangel auf das Immunsystem aus. Laut DAK-Studie ist die Zahl der Fehltage aufgrund von Schlafstörungen in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Aktuell sind es 3,86 Tage je 100 Versicherte. Das Problem: Nur eine geringe Prozentzahl derjenigen mit Schlafproblemen geht zum Arzt. Sogar Menschen mit schweren Schlafstörungen lassen sich nur selten behandeln – manche greifen stattdessen zu Schlaftabletten.

Mehr Fehltage wegen Schlafstörungen

Die Ursachen von Schlafstörungen sind verschieden. Das können Ärger am Arbeitsplatz, nächtlicher Lärm, Stress mit dem Partner oder falscher Umgang mit Schlaf sein. Durch die ständige Erreichbarkeit und Reizüberflutung verstärkt sich das Problem. Wer beispielsweise häufig am Leistungslimit arbeitet oder oft unter Zeitdruck steht, steigert sein Risiko, eine Schlafstörung zu entwickeln.

„Entspannung ist der Königsweg in den Schlaf“, empfiehlt Psychologe und Schlafexperte Jürgen Zulley. Was der Körper nach einem stressigen Arbeitstag braucht, ist Zeit abzuschalten und sich auf das Schlafen einzustellen. Wer abends schlecht einschlafen kann, sollte auf einen ausreichend zeitlichen Abstand zwischen der Tagesaktivität und dem Zubettgehen achten. Die Max Grundig Klinik rät zur Stressreduktion vor dem Schlafgengehen: kein intensiver Sport, kein Nikotin, kein Alkohol, kein spätes Essen, keine Filme, die emotional aufwühlen, keine Konfliktgespräche. Ebenfalls nicht hilfreich ist es, private Dinge auf dem Computer oder dem Smartphone zu erledigen. Ein paar Minuten in Ruhe hinsetzen, über den vergangenen Tag nachdenken und einfach mal nichts tun – das kann helfen, endlich zum ersehnten Schlaf zu kommen.

Ein Artikel von
Judith Grommes

31. März 2021

Kategorie

Wissen