Sicher unterwegs für den Betrieb

Immer häufiger sind Beschäftigte beruflich unterwegs: Sie pendeln von ihrem Wohnort zur Arbeit oder sind im Auftrag ihres Arbeitgebers bei Kunden, Lieferanten oder zwischen Firmenstandorten unterwegs. So steigt die Zahl der Dienst- und Wegeunfälle stetig an. Betriebe können eine Menge tun, um ihren Beschäftigten mehr Sicherheit mit auf den Weg zu geben. Die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung unterstützen sie dabei auf vielfältige Weise.

Knapp die Hälfte aller Deutschen legt mindestens einen Teil des Arbeitswegs mit dem Auto zurück. Mehr als ein Viertel der Erwerbstätigen benötigt länger als eine halbe Stunde für den einfachen Weg zur Arbeit. Das sind rund elf Millionen Menschen und damit vier Millionen mehr als noch Anfang der 1990er-Jahre. Das sorgt für steigende Zahlen bei den Dienst- und Wegunfällen. Die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen wenden immer mehr Mittel für die Rehabilitation und Entschädigung von Straßenverkehrsopfern auf.

Wie können Beschäftigte sicherer auf ihre Wege geschickt werden? Die Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und deren Partner im Bereich Verkehrssicherheit wie der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) unterstützen die betrieblichen Akteure mit vielen Angeboten. Denn die Betriebe selbst sind einerseits der Ort, an dem die Rahmenbedingungen geschaffen werden, unter denen die Beschäftigten sich auf den Weg machen. Zum anderen können sie dort informiert und geschult werden über sicheres Verhalten im Straßenverkehr. Die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen stellen zur Prävention von Unfällen im Straßenverkehr ihren Mitgliedsbetrieben kostenlos gedruckte und interaktive Medien und Unterweisungshilfen bereit, veranstalten Seminare und Fahrtrainings für Mitarbeiter und unterstützen bei Verkehrssicherheitstagen vor Ort.

VERKEHRSSICHERHEIT AUF ALLEN WEGEN

Fester Bestandteil dieser Arbeit ist „Sicherheit auf allen Wegen“. Das Programm der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und des DVR feiert sein 30-jähriges Jubiläum. Es unterstützt Betriebe aller Branchen und öffentliche Einrichtungen bei der Planung und Umsetzung sowie der langfristigen Integration von Verkehrssicherheitsarbeit. Die dazugehörigen Seminare können in Betrieben selbst oder in berufsgenossenschaftlichen Ausbildungsstätten durchgeführt werden. Sie sind gedacht für Sicherheitsbeauftragte, Teilnehmer an Fachlehrgängen, Meister und mittlere Führungskräfte – denn Voraussetzung für eine erfolgreiche Präventionsarbeit vor Ort sind gut ausgebildete Multiplikatoren. Der DVR bietet zudem für die Fahrer von Straßenfahrzeugen individuelle Fahrsicherheitstrainings an. Außerdem unterstützt der DVR Aktionen im Betrieb sowohl in der Planung als auch beim späteren Ablauf.

Gemeinsame Schwerpunktaktionen sind ein weiterer Baustein von „Sicherheit auf allen Wegen“. 2017 stand die Schwerpunktaktion unter dem Motto „Emotionen im Straßenverkehr“ und stellte das Verhalten der Fahrer in den Mittelpunkt der Kampagne. Frust, Stress, Aggression sind Emotionen, die ein Unfallrisiko darstellen können. Gleichzeitig gibt die Kampagne Tipps, wie gefährliche Situationen erkannt und gelassen behandelt werden können.

VERKEHRSSICHERHEIT MIT GUROM

Direkt vor Ort setzt auch „GUROM“ an. Hinter diesem Akronym, das für Gefährdungsbeurteilung und Risikobewertung organisierter Mobilität steht, verbirgt sich ein gemeinsames Projekt des DVR, der Friedrich-Schiller-Universität Jena, und der DGUV. Mit dem Präventionsinstrument GUROM besteht die Möglichkeit, eine Gefährdungsbeurteilung aller Wege auf individueller, Organisations- und Branchenebene durchzuführen, Gefährdungen der Verkehrssicherheit zu bestimmen und darauf aufbauend Maßnahmen vorzuschlagen, die diese Gefährdungen minimieren. Untersuchungsschwerpunkte sind die Umfeldfaktoren, die menschliches Verhalten beeinflussen, zum Beispiel Stress, Ablenkung oder Überforderung sowie deren Ursachen. Diese Gefährdungen werden nach dem aus der Arbeitswelt bekannten TOP-Prinzip ermittelt. Damit haben Unternehmen erstmals ein Werkzeug für eine umfassende, systematische Gefährdungsbeurteilung zur Hand. Denn obwohl seit 1996 Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet sind, werden vielfach immer noch keine firmenspezifischen Analysen durchgeführt. Mit GUROM ist das nun möglich. Es ermittelt die Gefährdungen für einzelne Personen, gibt entsprechende Rückmeldung zum Ausmaß der Gefährdung und empfiehlt passende Präventionsmaßnahmen. Gleichzeitig soll es betrieblichen Akteuren ermöglicht werden, die Gefährdungen ganzer Abteilungen oder Betriebe aufzuzeigen und darauf präventiv zu reagieren.

CHECKLISTE FÜR MEHR VERKEHRSSICHERHEIT

Eine Checkliste, die eine systematische Erfassung der verkehrsbedingten Risiken ermöglicht, stellt die BG ETEM zur Verfügung. Diese kann sowohl anhand des gedruckten Exemplars als auch direkt im pdf-Dokument ausgefüllt werden. Die BG Verkehr wiederum stellt ihren Mitgliedern branchenspezifische Sicherheitschecks zur Verfügung. Die übrigen Unfallversicherungsträger haben meist ähnliche Handlungshilfen für ihre Mitglieder im Angebot.

Die häufigste Ursache für Verkehrsunfälle ist das Verhalten des Fahrers. Hier helfen keine technischen Maßnahmen. Das Sicherheitsbewusstsein der Verkehrsteilnehmer muss stattdessen stetig geschärft werden, um eine langfristige Änderung des Verhaltens zu bewirken. Ein weiterer Schwerpunkt der betrieblichen Verkehrssicherheitsarbeit der Unfallversicherungsträger liegt deshalb auf speziell zugeschnittenen Seminaren für ihre verschiedenen Zielgruppen und Themenbereiche. Dazu gehören Seminare und Fahrtrainings, bei denen die Verkehrsteilnehmer nicht nur sicherer, sondern auch wirtschaftlich und umweltschonend fahren lernen. Ebenfalls im Angebot vieler Unfallversicherungsträger sind verschiedene Fahrsicherheitstrainings. Die Kosten dafür, werden häufig von den Unfallversicherungsträgern komplett oder zum Teil übernommen, sofern das Fahrsicherheitstraining nach Richtlinien des DVR durchgeführt wird. Weitere Informationen dazu finden sich auf den Webseiten der jeweiligen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen.

VERKEHRSSICHERHEITSTAGE SENSIBILISIEREN

Ebenfalls bewährt haben sich betriebliche Veranstaltungen wie Verkehrssicherheitstage. Das Thema betriebliche Verkehrssicherheit kann so in anderer Form den Mitarbeitern näher gebracht werden. Mitmachaktionen oder Fahrsimulatoren machen es möglich, Unfallgefahren zu erleben, ohne eine reelle Gefährdung für die Mitarbeiter zu verursachen. Mobile Fahrsimulatoren können dafür vom DVR gemietet werden. Diese können praktisch alle denkbaren Verkehrs- und Umweltsituationen simulieren.

Die BG Verkehr stellt ihren Mitgliedsunternehmen für Aktionstage einen Überschlagsimulator und Gurtschlitten zur Verfügung. Die Teilnehmer können dabei live erleben, wie es sich anfühlt, wie der Gurt bei einem Überschlag sicher hält. Ganz überrascht sind viele Teilnehmer, wenn sie feststellen, dass sie auch bei niedrigen Geschwindigkeiten keine Chance haben, sich mit eigener Kraft abzustürzen, wenn ein Fahrzeug auf ein anderes aufprallt.

Die Unfallversicherungsträger unterstützen ihre Mitglieder bei der Planung und Durchführung von betrieblichen Verkehrssicherheitstagen. Unter gewissen Voraussetzungen beteiligen sie sich auch an den Kosten solcher Veranstaltungen. Die für den jeweiligen Betrieb zuständigen Aufsichtspersonen stehen für die Klärung aller Fragen zur betrieblichen Verkehrssicherheit zur Verfügung und bieten entsprechende Unterstützung an.

Ein Artikel von
Falk Sinß

7. Januar 2019

Kategorie

Wissen