Wie viel Urlaubstage sind zur Erholung nötig?
Eine gute Work-Life-Balance hat für viele Arbeitskräfte höchste Priorität. Dazu gehört auch, im Urlaub abzuschalten und sich zu erholen. Wie lange Arbeitnehmer dafür benötigen, ist eine Frage der Nationalität. Während die Deutschen gut zwei Wochen brauchen, sind für Arbeitskräfte aus dem Vereinigten Königreich bereits achteinhalb Tage ausreichend, um die Batterien wieder aufzuladen. In Finnland oder Spanien werden dagegen die längsten Erholungszeiten bevorzugt, 27 beziehungsweise 34 Tage. Zu diesen Erkenntnissen kommt eine Studie von SD Worx, einem europäischen Anbieter für HR- und Payrolllösungen. Befragt wurden dafür 10.119 europäische Beschäftigte.
Deutsche Gewohnheitstiere versus finnische Spontanität
Weniger groß sind die Unterschiede in Bezug auf denselben Urlaubszeitraum, der jedes Jahr genommen wird. Gut ein Drittel der deutschen Arbeitnehmer haben hierfür ein festes Urlaubszeitfenster. Übertroffen wird das noch von den Niederlanden (45 Prozent) sowie Italien und Belgien (jeweils 42 Prozent). In Finnland dagegen sind die Arbeitskräfte im europäischen Vergleich am wenigsten festgelegt: Nur 23 Prozent gaben an, jährlich zur selben Zeit Urlaub zu nehmen. Ein jährlich wiederkehrender Urlaubsrhythmus findet sich vor allem bei verheirateten und zusammenlebenden Beschäftigten. Bei den Alleinstehenden ist nur jeder Dritte dahingehend festgelegt.
Urlaub hat in Deutschland Priorität
Nicht allen Arbeitnehmer gelingt es, sich während ihres Urlaubs ganz von der Arbeit lösen. So gibt rund ein Drittel der europäischen Befragten an, dass sie auch in der für die Erholung gedachten Zeit E-Mails checken oder arbeitsbezogene Telefonate annehmen. Insbesondere norwegische Beschäftigte tun sich schwer, in der schönsten Zeit des Jahres der Arbeit völlig zu entsagen: 45 Prozent bleiben deshalb in ihrem Urlaub erreichbar. Darüber hinaus fällt es im europäischen Durchschnitt 30 Prozent der Befragten schwer, die Arbeit im Urlaub vor allem mental loszulassen. Besonders die junge Generation ist betroffen: 38 Prozent der Arbeitnehmer zwischen 25 und 34 Jahren haben Schwierigkeiten, sich in den Ferien von der Arbeit zu distanzieren. Mit zunehmendem Alter nimmt die Anspannung bei vielen ab. Bei den über 55-Jährigen sind es nur noch knapp 20 Prozent, die auch im Urlaub an die Arbeit denken. Diese Problematik kennen in Deutschland vergleichsweise wenig Arbeitskräfte. Nur knapp 22 Prozent können sich auch im Urlaub nicht von der Arbeit lösen und gerade einmal 23 Prozent gaben an, dass sie im Urlaub arbeitsbezogene E-Mails und Telefonate beantworten.
Digitale Urlaubsanträge kaum möglich
Nicht nur das Reiseziel muss im Voraus geplant werden, auch der Urlaubsantrag benötigt in vielen deutschen Unternehmen noch Vorlaufzeit. Mehr als 60 Prozent gaben an, dass sie freie Tage im Vorfeld beantragt müssen. Wie weit im Voraus Arbeitskräfte ihren Urlaub einreichen müssen, ist von Land zu Land unterschiedlich: Während italienische Arbeitnehmer im Schnitt nur elf Tage Vorlaufzeit brauchen, steht Deutschland mit 75 Tagen an der Spitze.
Obwohl die Arbeitsplätze auch in Deutschland immer digitaler werden, ist das Einreichen des Urlaubsantrages noch bei rund der Hälfte der Befragten in Deutschland mit Papierkrieg verbunden. Nur die Hälfte der befragten deutschen Arbeitnehmer können für den Antrag ihren Laptop nutzen, über das Smartphone funktioniert die Urlaubsplanung sogar lediglich bei 23 Prozent. Dabei kann gerade die leichtere Planung und Einreichung des Urlaubsantrags für Mitarbeitende viele Mehrwerte schaffen und Unternehmen so im War for Talent voranbringen.
Für eine optimale Work-Life-Balance ist es daher ratsam, Arbeitnehmer ein Höchstmaß an Flexibilität bei ihrer Urlaubsplanung einzuräumen. Dabei sollten Arbeitgeber*innen möglichst auf die verschiedenen Bedürfnisse der Angestellten eingehen und ihnen digitale Anwendungen zur selbstständigen und unkomplizierten Planung zur Verfügung stellen. Auch für Arbeitgeber*innen bringen Digitalisierung und Automatisierung Vorteile mit: Weniger administrative und zeitraubende Aufgaben bedeuten für das HR-Team mehr Raum für neue Themen, die einen größeren strategischen Mehrwert bieten, wie Talentmanagement, Wohlbefinden und Recruiting.
Die Umfrage wurde im März 2022 in Belgien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, Spanien, Italien, Norwegen, Finnland und Schweden durchgeführt. Insgesamt wurden 10.119 Mitarbeitende befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ für die jeweiligen lokalen Arbeitsmärkte und hat die gleiche Zusammensetzung nach Geschlecht, Alter und Abschluss wie die der aktiven Arbeitskräfte in den betreffenden Ländern.