Durchblick im Schutzbrillen-Dschungel

Auf die Gefährdung kommt es an

Damit nichts ins Auge geht, ist in manchen Berufen die Verwendung einer Schutzbrille notwendig. Allerdings ist die Auswahl der richtigen Brille nicht immer einfach. Wir geben einen Überblick über die häufigsten Risiken für Augen und Gesicht sowie über die Anforderungen an persönliche Schutzausrüstung.

Text: Holger Toth (Redaktion)

AUF DEN PUNKT

  • Es gibt Schutzbrillen für unterschiedliche Gefährdungen
  • Treten mehrere Gefährdungen auf, bietet sich Kombinationsschutz an
  • Richtige PSA-Handhabung entscheidet über die Wirksamkeit

Unterschiedliche Gefährdungen erfordern unterschiedliche persönliche Schutzausrüstung (PSA). Es gibt Schutzbrillen und Visiermasken, die durch ihre Bauweise und Materialeigenschaften gegen Stöße und Partikel – also gegen mechanische Einwirkungen – schützen, während andere mit speziellen Filtern vor optischer Strahlung schützen. In Umgebungen mit hohen mechanischen, thermischen und chemischen Risiken empfiehlt sich der Einsatz von Kombinationsschutz für Augen und Gesicht. Die DGUV Regel 112-192 „Benutzung von Augen- und Gesichtsschutz“ bietet eine umfassende Orientierungshilfe für die Auswahl des passenden Schutzes und die richtige PSA-Kombination, um eine Beeinträchtigung der Schutzwirkung zu vermeiden.

Wie wichtig der konsequente Augenschutz ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Im Jahr 2023 verzeichnete die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) gut 13.600 Arbeitsunfälle mit Augenverletzungen – allerdings handelt es sich dabei nur um die meldepflichtigen Unfälle, die DGUV geht von einer 20 Mal höheren Dunkelziffer aus. Mit einer Gefährdungsbeurteilung und der richtigen Auswahl der PSA ließen sich viele Augenverletzungen im Vorfeld verhindern.

Typische Gefährdungen und PSA-Beispiele

Mechanische Gefährdungen: Fremdkörper wie Späne, Splitter oder Partikel können mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Augen und Gesicht geschleudert werden, was zu schweren Verletzungen führen kann. Ein ausreichender mechanischer Schutz der PSA wird durch Kennzeichnungen wie „F“ (niedrige Stoßenergie), „B“ (mittlere Stoßenergie) und „A“ (hohe Stoßenergie) angezeigt.

Optische Gefährdungen: UV-, Infrarotstrahlung und Laserstrahlung stellen erhebliche Risiken dar. Vor allem beim Schweißen oder in der Glas- und Metallverarbeitung können Augen durch Strahlung geschädigt werden. Schutzbrillen mit UV- und IR-Filtern sind hier notwendig, bei Laserarbeiten spezielle Laserschutzfilter.

Chemische Gefährdungen: Säuren, Laugen und andere Chemikalien können ins Auge gelangen und dort schwere Schäden verursachen. Solche Gefährdungen treten häufig in Laboren und bei Reinigungsarbeiten auf. Korbbrillen oder Schutzschilde mit Kennzeichnung „3“ für Flüssigkeitsschutz sind die richtige Wahl.

Thermische Gefährdungen: Spritzer von heißen Substanzen, Schmelzmetall oder Funkenflug gefährden Augen und Gesicht beispielsweise in Gießereien oder Metall verarbeitenden Unternehmen. Hier sind Schutzbrillen oder Schutzschirme mit der Kennzeichnung „9“ gegen Metallspritzer und „R“ für Hitzeschutz besonders relevant.

Biologische Gefährdungen: Arbeitsbereiche mit möglichem Kontakt zu infektiösem Material, wie in der Pflege oder der Tierhaltung, erfordern Schutzbrillen oder Gesichtsschirme, die Schutz gegen Tröpfchen und Spritzer bieten. Solche Brillen sollten eng am Gesicht anliegen, um ein Eindringen von Erregern zu verhindern.

Elektrische Gefährdungen: Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen können Lichtbögen entstehen, die zu extrem hohen Temperaturen führen. In solchen Fällen sind spezielle Visiere mit der Kennzeichnung „8“ notwendig, die auch die Einwirkung von Schmelzmetall und Funken abwehren.

Die Schutzarten lassen sich zudem anhand ihrer Kennzeichnung und Beständigkeit für spezifische Einsatzbereiche unterscheiden. So gibt etwa die Kennzeichnung „K“ Aufschluss über kratzfeste Oberflächen, während das Symbol „N“ für Beschlagfreiheit steht – ein wichtiges Kriterium bei Arbeiten in Bereichen mit wechselnden Temperaturen.

Fehler bei der Benutzung und Tipps zur Optimierung

Auch die beste Schutzbrille ist nur dann wirksam, wenn sie korrekt benutzt wird. Typische Praxisfehler reduzieren jedoch oft den Schutz oder führen dazu, dass die Beschäftigten ihre PSA ungern tragen. Hier ein Überblick über die häufigsten Probleme und Lösungsansätze:

Beschlagene Gläser: In feuchten oder klimatisch anspruchsvollen Umgebungen beschlagen viele Brillen schnell, was die Sicht einschränkt. Hier schaffen Anti-Beschlag-Beschichtungen oder Beschlaghemmer Abhilfe. Alternativ eignen sich belüftete Korbbrillen, die das Beschlagen minimieren.

Passform: Schutzbrillen müssen optimal sitzen, da eine schlechte Passform schnell zur Nichtnutzung führt. Eine individuelle Anpassung – besonders bei Korrektionsschutzbrillen, die auch Sehschwächen ausgleichen – ist deshalb wichtig. Zudem darf die PSA auch bei längerem Tragen nicht drücken, um Hautreizungen und Druckstellen zu vermeiden.

Kombination mit anderer PSA: Bei der gleichzeitigen Nutzung von Atem- oder Gehörschutz kann es zu Wechselwirkungen kommen, die die Schutzwirkung beeinträchtigen. So können etwa Brillenbügel die Wirksamkeit von Kapselgehörschutz mindern. Hier sind geprüfte Kombinationssysteme (zum Beispiel Schutzhelme mit integriertem Visier) sinnvoll.

Regelmäßige Reinigung und Pflege: Schutzbrillen sollten regelmäßig gereinigt werden. Ansonsten kann die Sicht beeinträchtigt sein und Hautreizungen können entstehen. Es ist ratsam, die Reinigung nach den Herstellerangaben durchzuführen und Brillen bei Nichtnutzung sicher aufzubewahren, um Kratzer zu vermeiden.

Weitere Informationen

Die DGUV Regel 112-192 „Benutzung von Augen- und Gesichtsschutz“ ist hier abrufbar: www.dguv.de