Hau(p)t­­sache gesund

Egal, ob Handwerker, Bauarbeiter, Gärtner oder Forstwirt – wer seine Hände stark beansprucht, muss gut auf sie achtgeben. Ansonsten droht im schlimmsten Fall sogar die Berufsunfähigkeit. Ein beispielhafter Fall aus der Landwirtschaft zeigt, wie das berufsgenossenschaftliche Hautarztverfahren dabei helfen kann, dass die Hände gesund bleiben.

Text: Reinhold Watzele

AUF DEN PUNKT

  • Workshops helfen, eine gemeinsame Erwartungshaltung zum Arbeitsschutz zu entwickeln
  • Nicht nur Führungskräfte, sondern auch Betriebsräte haben eine Vorbildrolle
  • Gezielte Mitwirkung am Arbeitsschutz kann nur durch entsprechende Fähigkeiten und Wissen gelingen

Martin L. ging es wie vielen in der Landwirtschaft Beschäftigten. Über Jahre litt er an starken Hautbeschwerden an den Händen. „Je nach Wetterlage hatte ich im Herbst und Winter monatelang Schmerzen. Es war kaum auszuhalten“, erinnert er sich. Martin L. nahm die Beschwerden viel zu lange hin, weil er dachte, das sei in seinem Beruf nicht vermeidbar. „Bei meinem Vater war das ganz ähnlich. Meine Eltern sagten mir immer, das sei halt so. Das gehöre zum Beruf“, erzählt der Landwirt. Heute weiß er: „Das ist Quatsch, das muss nicht so sein.“

Inzwischen ist Martin L. sehr zufrieden mit dem Zustand seiner Hände. Die Haut ist gesund und gepflegt. Die tiefen, blutenden Risse zwischen den Fingern, der Juckreiz und die rauen Stellen sind Geschichte. Die Wende brachte sein erster Besuch beim Hautarzt. Der Dermatologe untersuchte die Haut sorgfältig und verschrieb cortisonhaltige Medikamente, die schnell Linderung brachten.

SVLFG berät und unterstützt

Weil die Beschwerden mit der beruflichen Tätigkeit von Martin L. zusammenhingen, schaltete der Mediziner die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) ein. Dieter Thölken, Präventionsexperte der SVLFG und Spezialist für Beratungen im Rahmen des Hautarztverfahrens, besuchte den Landwirt umgehend. „Herr Thölken erkundigte sich, welche Beschwerden ich habe und wie mein Arbeitstag aussieht“, erzählt Martin L. „Dann stellte er mir einen Plan zusammen, wie ich meine Hände schonender reinigen, besser schützen und pflegen kann.“ Ein halbes Jahr versorgte die SVLFG Martin L. mit hautschonenden Reinigungsmitteln, Schutz- und Pflegecremes sowie Arbeitshandschuhen für verschiedene Zwecke. Nach dem Erstgespräch besuchte Dieter Thölken den Landwirt noch zweimal, um zu besprechen, ob die Produkte passend waren und ob sich der Gesundheitszustand verbessert hat.

Gesunde Haut nach Plan

Martin L. hat im Rahmen des Hautarztverfahrens gelernt, dass er aktiv werden muss, um seine Haut zu schützen. Denn Tierhaltung, Ackerbau und Werkstattarbeiten verlangen ihr viel ab. Vor allem der Wechsel zwischen Wärme und Kälte sowie Feuchtarbeiten führen bei Martin L. schnell zu Hautirritationen. Nun hält sich der Landwirt konsequent an Thölkens Empfehlungen und nutzt die für ihn passenden Produkte regelmäßig. So erholte sich die kranke Haut nach und nach. Heute braucht er die cortisonhaltige Creme vom Hautarzt kaum noch. Besonders hilfreich waren für Martin L. zwei Tipps, aufgrund derer er sein Verhalten veränderte: „Ich trage jetzt immer Baumwollhandschuhe unter den Arbeitshandschuhen und achte sehr darauf, dass ich keine feuchten Hände bekomme. Lieber wechsle ich die Handschuhe einmal mehr. Im Winter verwende ich gefütterte Arbeitshandschuhe. Zur Reinigung nehme ich eine milde Seife ohne Duftstoffe. Abends creme ich meine Hände gut ein.“ Wenn er das Gefühl hat, seine Hände brauchen intensivere Pflege, nimmt er mehr Creme und trägt Baumwollhandschuhe darüber. So kann die Pflegecreme über Nacht gut einziehen.

Dranbleiben lohnt sich

Auch wenn seine Hände jetzt schmerzfrei und gepflegt sind, ist Martin L. sensibilisiert. Nach wie vor kontrolliert der Hautarzt deshalb den Zustand seiner Hände. Außerdem weiß der Landwirt, dass er bei Bedarf jederzeit die SVLFG um Rat fragen kann.

Er ermuntert Berufskolleginnen und -kollegen mit Hautproblemen, nicht so lange zu warten wie er, sondern bei Juckreiz, Rissen und ähnlichen Beschwerden gleich einen Hautarzt aufzusuchen und das Angebot der SVLFG im Rahmen des Hautarztverfahrens anzunehmen.

Hautschutz im Internet

Informationen und Musterpläne zum richtigen Hautschutz bietet die SVLFG im Internet unter www.svlfg.de/koerperschutz an. Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) informiert zu dem Thema: https://kurzelinks.de/8ysv

Hautschäden vorbeugen

Zu den Tätigkeiten, bei denen die Haut sehr stark beansprucht oder gefährdet wird, zählen zum Beispiel Arbeiten in der Sonne, Feuchtarbeiten, der Umgang mit Chemikalien, mit Baustoffen oder mit Allergien auslösenden Pflanzen. Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung wird festgelegt, welche Maßnahmen die Haut zu schützen. „Es ist die Pflicht des Arbeitgebers, die notwendigen Schutz-, Reinigungs- und Pflegemittel kostenlos zur Verfügung zu stellen“, sagt Thölken.

Damit die Haut unversehrt bleibt, rät der SVLFG-Präventionsexperte: „Tragen Sie Hautschutzprodukte vor der Arbeit sowie in den Pausen und nach dem Händewaschen gleichmäßig auf. Vergessen Sie dabei Fingerzwischenräume und -nägel nicht. Schützen Sie Ihre Hände bei Bedarf zusätzlich mit den passenden Arbeitshandschuhen.“ Wichtig sei es laut Thölken auch, das Hautreinigungsmittel an den Verschmutzungsgrad anzupassen: „Wählen Sie eine möglichst milde Reinigung. Spezielle Reinigungsprodukte mit Reibemittelzusätzen kommen nur bei sehr starker Verschmutzung zum Einsatz.“ Außerdem wichtig: Reinigen Sie Ihre Haut niemals mit Lösungsmitteln wie etwa Aceton oder Pinselreiniger. Nach der Arbeit und vor dem Schlafengehen sollten Sie Hauptpflegecremes verwenden.

DER AUTOR:

Präventionsfachmann Reinhold Watzele leitet das Kompetenzzentrum Arbeit und Gesundheit der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Die SVLFG ist der agrarsoziale Sozialversicherungsträger und vereint die landwirtschaftliche Unfallversicherung, Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Alterssicherung der Landwirte unter einem Dach.