- Editorial
- Schwerpunkt
- Sicher und gesund arbeiten
- Gut führen
- Nachhaltig und innovativ arbeiten
- Alles, was Recht ist
- Praxis
- Produkte & Märkte
- Damals
- Ausblick
„Meilenstein in Richtung Automatisierung“
DB Schenker setzt auf ferngesteuerte Stapler

Foto: enabl technologies
Logistikdienstleister, die Gabelstapler einsetzen, haben zwei Probleme: den Mangel an qualifizierten Fahrern und die oft schwierige Personalplanung, bedingt durch starke Schwankungen bei der Menge der zu bewegenden Güter. Ferngesteuerte Stapler könnten eine Lösung sein.
Text: DB Schenker / Redaktion PRÄVENTION AKTUELL
AUF DEN PUNKT
- Die ferngesteuerten Gabelstapler von DB Schenker bieten eine Lösung für den Fahrermangel und erleichtern die Personalplanung
- Das System ermöglicht ergonomische Arbeitsplätze und damit auch Personen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen eine Anstellung
- Die Tests im Logistikzentrum Hildesheim bestätigen die Praxistauglichkeit und Effizienz der Technologie
Personalengpässe und starke Volumenschwankungen im Lagerumsatz erschweren die Planungen in der Logistikbranche. Innovative Lösungen müssen also her. Diese können im Einsatz von ferngesteuerten Flurförderzeugen bestehen. Das Logistikunternehmen DB Schenker testete beispielsweise den Remote-Gabelstapler des Start-ups enabl.
Fahrer steuert von einem beliebigen Standort aus
In der Praxis funktioniert die Arbeit mit dem Remote-Stapler so: Der Staplerfahrer sitzt vor einer Fernsteuerungsstation, die mit einem Lenkrad, Pedalen, Bedieneinheiten, einem Monitor und einem Headset ausgestattet ist. Damit steuert er das Fahrzeug von einem beliebigen Standort aus. Der Stapler, der für den Remote-Betrieb umgerüstet wurde, befindet sich in der Logistikanlage und führt über eine ständige Netzverbindung die Manöverbefehle in Echtzeit aus.
Die Fernsteuerung von Gabelstaplern zielt darauf ab, bei zwei großen Herausforderungen in der Lagerlogistik zu helfen: erstens beim Thema Fachkräftemangel und zweitens bei der optimierten, weil besonders flexiblen Personalplanung. Zusätzlich zu diesen wirtschaftlichen Vorteilen verbesserte die Lösung die Arbeitsbedingungen der Staplerfahrer. Denn der Remote-Fahrerplatz kann gesünder und ergonomischer gestaltet werden als der Sitz im Fahrzeug selbst. Und es könnten auch Fahrer mit Mobilitätsbeeinträchtigung beschäftigt werden.
Pilotprojekt in Hildesheim
Innerhalb von fünf intensiven Testtagen erprobte DB Schenker diese Technologie bei einem Pilotprojekt in Hildesheim. Es ging darum, ihre Praxistauglichkeit zu prüfen und Anwendungsszenarien zu identifizieren. Dazu wurden verschiedene Staplerfahraufgaben –zum Beispiel die Entladung von Anhängern sowie der Transport verschiedener Kisten und Spezialpaletten – durchgeführt. Die technische und betriebliche Machbarkeit der Lösung steht nach diesen Tests außer Frage. Jetzt geht es in Zusammenarbeit mit enabl um die Validierung passender Einsatzfälle und Standorte für den produktiven Einsatz ferngesteuerter Gabelstapler.
Die Erfahrungen aus dem Hildesheim-Projekt sind vielversprechend. „Der schwankende Bedarf von Fahrtätigkeiten kann mit der Lösung von enabl schnell abgearbeitet werden, ohne dass ein Fahrer erst zum Einsatzort laufen oder gar fahren muss. Insbesondere Engpasspositionen können gezielt besetzt werden“, bilanziert Thomas Reppahn, Head of Operational Excellence Contract Logistics bei DB Schenker. „Staplerfahrer oder auch spezielle Schubmaststaplerfahrer werden ihrer Kernkompetenz nach eingesetzt und überbrücken nicht mit anderen Tätigkeiten. Schichten, die nur wenige Staplereinsatzstunden haben, können somit viel effizienter geplant werden.“
Auch die Staplerfahrer hätten nach anfänglicher Skepsis gegenüber der neuen Technik die Vorteile schnell erkannt. „Die Fernsteuerung ermöglicht durch entsprechende Kameraeinstellungen unter anderem einen 360- plus 180-Grad-Blick. Das heißt: Neben der Rundumsicht bietet das System auch die Perspektive nach oben.“ Weiterhin sei die Steuerung so eingestellt, dass der Stapler sowohl vorwärts als auch rückwärts mit identischen Lenkbewegungen zu steuern sei. Die Fahrer müssen sich also bei der Änderung der Fahrtrichtung nicht umstellen.

Ferngesteuerte Stapler in Kassel im Einsatz
Inzwischen setzt DB Schenker die ferngesteuerten Gabelstapler in der Kontraktlogistik am Standort Kassel ein. Das Unternehmen spricht in diesem Zusammenhang von einem „Meilenstein in Richtung Automatisierung in der Logistik“.
Auch enabl zeigt sich mit dem Ergebnis des Pilotprojekts hochzufrieden: „Seit neun Monaten ist unsere Lösung bei DB Schenker im Dauereinsatz und hat gezeigt, dass unser Produkt den Bedürfnissen unserer Kunden und den Markttrends entspricht“, freut sich enabl-Geschäftsführer Julian Wadephul. Beide Unternehmen haben eine Absichtserklärung unterzeichnet, den Einsatz der Technologie auf weitere internationale Standorte von DB Schenker auszuweiten.