Auf den Kompost mit der Kleidung!

Die Frage nach der Nachhaltigkeit von Textilien wird immer wichtiger. Das gilt zunehmend auch für Arbeitskleidung.

Die Textilindustrie steht seit Langem in der Kritik. Sie soll für mindestens fünf Prozent der Treibhausgase sorgen und ihre Produkte vergrößern weltweit die Abfallberge, vor allem durch die „Fast Fashion“-Strategie, die viele Unternehmen verfolgen. Danach werden immer neue Kollektionen in immer kürzeren Abständen angeboten, durch billige Produktion in Ländern wie Bangladesch und oft minderwertige Materialien kann die Kleidung günstig angeboten und in hohen Stückzahlen verkauft werden.

Doch es gibt auch einen gegenläufigen Trend, der auf die nachhaltige Produktion der Textilien setzt. Da wird beispielsweise Bio-Baumwolle verwendet, um den Einsatz von Pestiziden und künstlichem Dünger zu vermeiden. Oder man nimmt ungiftige Farben und recycelbare Kunststoffe. Dieser Trend hat auch die Hersteller von Arbeitskleidung erreicht.

Jacke Engel Vorschau
Abbildung: Engel Workwear

Da auch hier nicht selten Schönfärberei betrieben wird, sollte der Käufer darauf achten, dass die Produkte ein Siegel wie den „Grünen Knopf“ oder „Oeko-Tex – Made in Green“ tragen. Bei aller Kritik, die Umweltverbände an diesen Siegeln üben, sind sie doch zumeist ein erster verlässlicher Wegweiser durch den Produktdschungel.

Oft verwenden die Hersteller für ihre nachhaltigen Workwear-Kollektionen spezielle Kunstfasern, die aus Abfällen gewonnen werden. Die Faser „Repreve“ beispielsweise wird aus Plastikflaschen hergestellt, das Nylonmaterial „Econyl“ besteht aus Plastikmüll, der aus den Weltmeeren geborgen wird, vor allem aus alten Fischernetzen. Diese machen laut der Umweltschutzorganisation WWF bis zu 50 Prozent des Meeresplastiks aus. Beide Fasern haben allerdings den Nachteil, dass sie nicht biologisch abbaubar sind, sollten sie in die Umwelt gelangen.

„Tencel“, auch „Lyonell“ genannt, ist eine Kunstfaser, die aus aufbereiteten Holzfasern besteht. Wenn das dafür verwendete Holz auch noch FSC-zertifiziert ist, kann man durchaus von einem nachhaltigen Material sprechen, zumal die Fasern biologisch abbaubar sind. Eine weitere umweltfreundliche Kunstfaser ist „SeaCell“, die aus Braunalgen und Cellulose gewonnen wird. Die Umweltbilanz dieser innovativen Stoffe ist gut, aber noch nicht perfekt. Denn auch die Verfahren, mit denen sie hergestellt werden, benötigen Chemie, viel Energie und Wasser.

DIE TEXTILIEN SOLLEN NACH SPÄTESTENS 400 TAGEN VOLLSTÄNDIG ABGEBAUT SEIN

Der fränkische Hersteller Uvex preist seine Workwear-Kollektion „suXXeed greencycle planet“ als erste komplett kompostierbare Arbeitskleidung an. So sollen die Textilien nach spätestens 400 Tagen vollständig abgebaut sein, zur Not auch auf dem heimischen Kompost. Das gilt laut Uvex nicht nur für Garne und Stoffe, sondern auch für Knöpfe und Färbemittel. Auch die Verpackung besteht aus Holzfasern.

Auch die weiteren Kriterien des Cradle-to-Cradle-Siegels (siehe Infobox rechts) wie erneuerbare Energien, kurze Transportwege sowie hohe Sozialstandards werden erfüllt, sodass die Kollektion das Gold-Level des Siegels tragen darf. Die Textilien lassen sich bis zu 60 Grad Celsius waschen und sind auch für chemische Reinigung sowie industrielle Wäsche geeignet.

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Abbildung: Hase Safety Workwear GmbH

So sinnvoll das Cradle-to-Cradle-Konzept auch ist, es berücksichtigt einen weiteren wichtigen Aspekt nicht, das gilt zumindest mit Blick auf das gleichnamige Zertifikat. Auch eine nach diesen Kriterien hergestellte Ware muss erst mal produziert werden und ruft damit Umwelteffekte wie beispielsweise Flächenverbrauch für Fabriken und Transportwege hervor. Daher sollten die Langlebigkeit eines Produkts beziehungsweise seine Material- und Verarbeitungsqualität mindestens genauso beachtet werden wie seine möglichst zirkuläre Herstellung.

Vorschau: Zertifikat ohne Text
Abbildung: Liebchen+Liebchen GmbH

DAS CRADLE-TO-CRADLE-ZERTIFIKAT

Das Gütesiegel für nachhaltige Produkte wird vom „Cradle to Cradle Products Innovation Institute“ vergeben. „Cradle to Cradle“ ist ein Synonym für Kreislaufwirtschaft, bei der kaum oder gar keine Abfälle anfallen, alles wird wiederverwertet. Das Institut hat seine beiden Hauptsitze in San Francisco und Amsterdam und wird durch Programmgebühren und die Unterstützung von Stiftungen und Sponsoren finanziert. Voraussetzung für eine Zertifizierung ist eine transparente Darstellung aller Produktinhaltsstoffe sowie des Produktionsprozesses. Das Institut vergibt dabei die Levels Basic, Silber, Gold und Platin. Jedes höhere Level erfüllt zusätzlich zu den Grundanforderungen weitere, strengere Kriterien.

Das Vergleichsportal Label-online bewertet das Cradle-to-Cradle-Zertifikat positiv: „Die Kriterien für die Vergabe des Labels werden von weitgehend unabhängigen Stellen mitentwickelt, der Vergabeprozess ist transparent. Umfassende und regelmäßige Kontrollen machen das Label glaubwürdig.“ www.c2ccertified.org

Text: Franz Roiderer