Fachkräfte schaffen statt suchen

Die KI-gestützte Werkbank

Trotz fortschreitender Automatisierung in der Produktion kommen viele Montageprozesse nicht ohne manuelle Arbeitsschritte aus. KI-gestützte Assistenzsysteme können die Montagebank in einen Arbeitsplatz verwandeln, der auch unerfahrenen Mitarbeitern Sicherheit bietet und die Projektdurchlaufzeit gering hält.

Text: Franz Roiderer (Redaktion) und ivii GmbH

AUF DEN PUNKT

  • Manuelle Arbeitsschritte benötigen bisher erfahrene Fachkräfte
  • KI-basierte Assistenzsysteme können das Erlernen dieser Arbeitsschritte erheblich verkürzen
  • Die Systeme übernehmen zusätzlich ­Qualitätskontrolle und Dokumentation

Höhere Stückzahlen und schnellere Fertigung bei reduziertem Personalaufwand: Viele Unternehmen erhoffen sich von einer voll automatisierten Produktion Vorteile. Doch insbesondere in der Montage müssen bestimmte Arbeitsschritte weiterhin von Hand durchgeführt werden. Denn eine automatisierte Montage war bisher unrentabel, wenn ein Produkt in kleiner Menge, als Ersatzteil oder in unterschiedlichen Varianten produziert wird. Dort sind erfahrene Mitarbeiter entscheidend, um Anpassungen und Produktwechsel ohne Zeitverluste realisieren zu können. Mit unerfahrenen Beschäftigten lassen sich Fehler angesichts der komplexen Arbeitsschritte kaum vermeiden.

So leicht bedienbar wie ein Smartphone

Die Lücke zwischen Anforderungen und Qualifikation sollen digitale Assistenzsysteme überbrücken, die sich zudem immer häufiger Künstlicher Intelligenz (KI) bedienen. „Wir sehen ein zunehmendes Angebot dieser Systeme, die dem Werker buchstäblich zur Hand gehen sollen, um dessen Durchsatz zu erhöhen und gleichzeitig die Fehlerquote zu minimieren“, berichtet Peter Stelzer, Geschäftsführer der ivii GmbH. „Allerdings herrscht bei vielen Betrieben Ungewissheit, ob sich die Investition in solche Systeme lohnt, da sie oftmals viel zu unflexibel sind.“ Sie bieten zwar eine präzise Hilfestellung in Form von Schritt-für-Schritt-Anleitungen per Bildschirm, stoßen aber bei der Echtzeit-Fehlerprüfung an ihre Grenzen. „Für uns war bei der Entwicklung des ivii Smartdesk daher klar: Er muss so leicht zu bedienen sein wie ein Smartphone und gleichzeitig maximal flexibel bei der Integration neuer Arbeitsschritte“, so Stelzer.

Fehler nicht nur erkennen, sondern von vornherein vermeiden

Hinter der Montagebank verbirgt sich ein KI-gestütztes Kamerasystem, das die Werker bei der Arbeit begleitet, ihnen assistiert und eigenständig dazulernt. Wird eine Montage durchgeführt, die bereits im Smartdesk hinterlegt ist, überprüft dieser alle Abläufe und warnt sofort, wenn beispielsweise eine falsche Komponente eingesetzt oder ein Schritt vergessen wird. Das beugt montagebedingten Mängeln vor und senkt den Stresslevel der Arbeiter, die sich sicher sein können, dass ihnen auch bei hohem Arbeitsaufkommen kein Missgeschick unterläuft. Gleichzeitig wird die Projektdurchlaufzeit gering gehalten und Verzögerungen aktiv vorgebeugt.

Darüber hinaus können Mitarbeiter die Zahl der zu prüfenden Artikel sowie Arbeitsschritte ohne besondere Programmierkenntnisse selbst erweitern und sogar neue Fehlervarianten einlernen. Die kamerabasierte KI führt automatisch einen Abgleich zwischen Ist- und Soll-Zustand durch. Daher braucht es lediglich eine Reihe von richtig demonstrierten Arbeitsschritten als Basis, die dann dauerhaft als Anleitung hinterlegt werden.

Dabei dokumentiert das System auch Daten wie Bauteilparameter oder die Dauer einzelner Arbeitsschritte, damit eine Verwechslung einzelner Artikel ausgeschlossen werden kann. Mithilfe dieser automatischen Datensammlung lassen sich einerseits ungenutzte Potenziale hinsichtlich Effizienz und Zeitoptimierung ableiten. Andererseits entfällt das aufwendige Dokumentieren während der Montage, das ­System übernimmt diese Aufgaben automatisch im Hintergrund. Der Smartdesk ist damit nicht nur Assistenz, sondern fungiert gleichzeitig als Qualitätskontrolle.

Der ivii Smartdesk folgt dem Prinzip „einfach, aber effektiv“. Foto: ivii GmbH

Neue Mitarbeiter schnell in Fachkräfte verwandeln

Die Möglichkeit, im Unternehmen vorhandenes Wissen durch jedermann digitalisieren zu lassen und dann die Arbeitsschritte visuell vorzugeben, hilft dabei, schnell neue Mitarbeiter einsetzen zu können. „Eine aufwendige und schwer zu erlernende Steuerungsumgebung, die nur von wenigen beherrscht wird, ist dafür nicht notwendig“, beschreibt Stelzer. „Bevor ein erfahrener Monteur in den Urlaub oder Ruhestand geht, kann er dem ivii Smartdesk Arbeitsroutinen zeigen.“

Alle Mitarbeiter im Unternehmen haben Zugriff auf das kumulierte Montagewissen. „Zum Schließen der eigenen Fachkräftelücke braucht es keine Fachkräfte mit jahrzehntelanger Erfahrung, keine zähen Monate des Anlernens mehr“, sagt Stelzer. Der Smartdesk versetzt jeden in die Lage, stressfrei ab Tag eins im Betrieb zu arbeiten. Der reduzierte Dokumentationsaufwand und die geringe Einstiegshürde erleichtern zudem neue Arbeitsmodelle, beispielsweise wenn mehr Mitarbeiter mit jeweils geringerer Stundenanzahl tätig sind.

Die ivii GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der KNAPP AG und seit 2016 ein eigenständiges Unternehmen. ivii hat sich auf die intelligente visuelle Bildverarbeitung spezialisiert, mit deren Hilfe Produktionsabläufe und Logistikprozesse, die manuelle Arbeitsschritte beinhalten, sicherer und effizienter gestaltet werden.

www.ivii.eu