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Programmiererinnen
Computer? Frauensache!
Am Computer arbeiten heute fast alle. Die Programmierung wird oftmals als Männerdomäne dargestellt. Dabei sorgen in den 1940er-Jahren die Frauen dafür, dass die Computer ins Laufen kommen.
Text: Bernd Holtwick Foto: ullstein bild – NMSI/Science Museum/Bletchley Park
Die ersten programmierbaren Rechenmaschinen werden in den 1930er-Jahren gebaut. In den USA und in Großbritannien fördern die Regierungen massiv die Entwicklung dieser Maschinen. In Erinnerung bleiben vor allem die männlichen Konstrukteure – obwohl an diesen frühen Computern auf beiden Seiten des Atlantiks sehr viele Frauen arbeiten, ohne deren Leistung die Erfolge nicht möglich gewesen wären.
In der Nähe von Philadelphia unterhält die US-Armee ein Forschungsinstitut für Ballistik, an dem Flugbahnen für Geschosse berechnet werden. Frauen arbeiten hier als „Computer“: Sie führen komplizierte mathematische Berechnungen durch. Während des Zweiten Weltkriegs beginnt man 1943 an der benachbarten Universität von Pennsylvania, eine programmierbare Rechenmaschine zu bauen, den „Electronic Numerical Integrator and Computer“ (ENIAC). Es liegt nahe, für dessen Bedienung die hoch qualifizierten Frauen anzuwerben. Sie nehmen dazu die komplizierten Einstellungen vor, lassen ihn Berechnungen durchführen und lesen die Ergebnisse aus – sie programmieren ihn.
Colossus knackt den Enigma-Code
In Großbritannien arbeitet in der gleichen Zeit ein riesiges Team daran, die mit der „Enigma“ verschlüsselten deutschen Funksprüche zu entziffern. Dazu dient der „Colossus“-Computer. Mit ihm gelingt es, den Code der Deutschen zu knacken. Der Computer muss umständlich von Hand programmiert werden. Die Arbeit erfordert Hunderte von Rechenmaschinen und Tausende von Menschen. Auch hier dominieren die Frauen. Zum einen, weil viele Männer zum Militärdienst eingezogen sind. Zum anderen ist es ohnehin üblich, dass Frauen in den Büros Schreib- und Rechenmaschinen bedienen. Sie tippen aber nicht nur, sondern forschen, entwickeln und bauen die Geräte.
Bis in die 1960er-Jahre hinein ist die Computerprogrammierung in Großbritannien und den USA zu weiten Teilen Frauenarbeit. Erst dann setzt sich die diskriminierende Vorstellung durch, dass Männer dafür besser geeignet seien. Der Frauenanteil sinkt und ihr Beitrag zur Computerentwicklung wird ausgeblendet. Das ist in Deutschland nicht anders. Der Anteil der Studentinnen im Fach Informatik stagniert hier seit über 40 Jahren: 1979 sind es 19,4 Prozent, im Jahr 2021 18,9 Prozent.
Unser Autor Bernd Holtwick ist stellvertretender Leiter der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund. Dort erstrecken sich auf einer Größe von fast zwei Fußballfeldern spannende Erlebniswelten zum Entdecken und Mitmachen. Hier macht Arbeit sogar Spaß!
www.dasa-dortmund.de