Was Gesichtscremes und Batterien verbindet

Die einen stellen Kosmetik her, die anderen bereiten Metalle auf. So unterschiedlich die Geschäftsfelder auch sein mögen: In ihrem Engagement für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind Laverana und die Nickelhütte Aue vereint.

Einmal im Jahr wird der Deutsche Nachhaltigkeitspreis verliehen. Die Auszeichnung orientiert sich an den Zielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung und damit an den wesentlichen Transformationsfeldern wie Klima, Biodiversität, Ressourcen, Lieferkette und Gesellschaft. In der Kategorie Ressourcen ging der Preis an zwei Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen: die Laverana GmbH aus der Region Hannover und die Nickelhütte Aue. PRÄVENTION AKTUELL stellt die beiden Sieger vor.

Das Unternehmen

LAVERANA

Was ­Gesichtscremes und Batterien verbindet: Laverna Standort
Foto: Laverana/Fotograf Shino Photography

Mit herkömmlicher Kosmetik hatte sich Thomas Haase nicht zufriedengeben wollen. Stattdessen befasste er sich damit, Produkte auf natürlicher Basis zu entwickeln. Der Durchbruch gelang 1975 mit einem Lippenbalsam, der Bienenwachs und selbst hergestelltes Kamillenöl enthielt. Haase hatte damit den ersten intensiv pflegenden und zugleich hypoallergenen Lippenpflegestift erfunden. Zwölf Jahre später gründete er das Unternehmen Laverana, das Produkte unter dem Markennamen „Lavera Naturkosmetik“ herstellt – „Lavera“ steht im Unternehmensnamen dabei für „das Wahre“ und „Na“ für Naturkosmetik.

Was damals noch eine Nische war, ist heute ein globaler Megatrend. „Wer nachhaltig leben will, kommt an Naturkosmetik nicht vorbei“, ist Thomas Haase überzeugt. Laverana verfolgt das Ziel, verträgliche, wirksame Naturkosmetik selbst zu entwickeln, sie nur mit natürlichen Inhaltsstoffen nachhaltig herzustellen und zu erschwinglichen Preisen zu verkaufen.

Laverana beschäftigt rund 450 Mitarbeiter in Hannover (Zentrale), Wennigsen (Forschung und Entwicklung) sowie Bantorf (Produktion, Logistik, Verwaltung) und exportiert rund 250 Lavera-Naturkosmetikprodukte in mehr als 40 Länder. 2021 hat der Firmengründer Laverana in eine Stiftung überführt. Dadurch kann das Unternehmen nicht zerschlagen oder verkauft werden.

NICKELHÜTTE AUE

Als Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel fing im Jahr 1635 alles an. Die Region im Erzgebirge hatte bis ins 19. Jahrhundert weltweit das Monopol auf die Produktion von Blaufarbenpigmenten aus Kobalt, die unter anderem das berühmte Meißner Porzellan zierten (und teilweise immer noch zieren). Seither hat sich die Nickelhütte Aue mehrfach neu erfunden, bis das Unternehmen heute zum Spezialisten für Recycling geworden ist.

Nach der Wiedervereinigung erwarben die Siegfried Jacob Metallwerke (Ennepetal, NRW) die Nickelhütte Aue von der Treuhand und unterstützten diese fortan als Gesellschafter intensiv und zuverlässig in ihrem technologischen und wirtschaftlichen Modernisierungsprozess. Die Nickelhütte Aue ist seither Teil der im Metallgeschäft international tätigen Jacob Metal Group.

Was ­Gesichtscremes und Batterien verbindet: Nickelhütte Aue Standort
Fotos: Dirk Rückschloß/pixore

Das Kerngeschäft ist das Recycling von Metallen, genauer von Nichteisen-Metallen. Dazu gehören schwerpunktmäßig das namensgebende Nickel, Kupfer, Aluminium, Vanadium und – fast wie in alten Zeiten – Kobalt, aber auch Edelmetalle wie Platin. Industrielle Abfälle und Rückstände aus der ganzen Welt, auch verbrauchte und defekte Lithium-Ionen-Batterien arbeitet die Nickelhütte Aue mit ihren fast 500 Mitarbeitern auf. So werden aus Metallschrott, Ätzlösungen, Schlämmen, Stäuben, Transformatoren und Brennstoffzellen wieder wertvolle Rohstoffe, die in Hütten zur Metallerzeugung oder von der Industrie weiterverarbeitet werden können. Das Unternehmen aus dem Erzgebirge trägt damit dazu bei, den Stoffkreislauf zu schließen.

Die Produktion

LAVERANA

Was ­Gesichtscremes und Batterien verbindet: Laverna Maschinenstraße
Die Maschinenstraßen sind Unikate und auf die besonderen Abfüllanforderungen von Naturkosmetik eingestellt. Foto: Laverana/Fotograf Shino Photography

Beim Neubau des Produktions- und Logistikzentrums in Bantorf achtete das Unternehmen darauf, einen nachhaltigen Standort zu schaffen. „Wichtig war uns, neueste Standards zu implementieren, den Materialfluss zu optimieren und die Produktionsanlagen effizienter auszurichten“, erklärt Thomas Haase.

Ein integriertes Managementsystem steuert den Ressourcenverbrauch und sämtliche Managementsysteme für Energie, Abfall und Umwelt, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie die Qualitätssicherung. Prozesse und Abläufe werden dadurch gebündelt, lassen sich transparent verfolgen und ermöglichen eine kontinuierliche Verbesserung. „Wir nutzen zum Beispiel in der Produktion moderne Maschinen und Anlagen mit intelligenter Steuerung“, erklärt Dr. Phillip Haase, Sohn des Firmengründers, der seit sechs Jahren im Unternehmen arbeitet. „Die Software sorgt dafür, dass Geräte, die nicht fortlaufend benötigt werden, nur bei Bedarf zugeschaltet werden. Auf diese Weise lassen sich Leerlauf und Energieverschwendung vermeiden.“ Messpunkte identifizieren zudem Einsparpotenziale in Teilabschnitten.

Jede der rund 45 Maschinenstraßen ist ein Unikat und auf die besonderen Abfüllanforderungen von Naturkosmetik eingestellt. „Wir entwickeln mit Herstellern neue Maschinen und nutzen 3-D-Technik. Zum Beispiel unsere ‚Visionsmaschine‘, die wir mit der Firma Schubert zusammen entwickelt haben“, veranschaulicht Thomas Haase. Diese kompakte Gesamtanlage füllt unterschiedlichste Produkte und Losgrößen auf derselben Produktionslinie ab. Mithilfe der Maschine kann Lavera kostengünstig auch in kleinen Stückzahlen abfüllen und verpacken.

Das Unternehmen arbeitet daran, den Energieverbrauch stetig zu reduzieren. Seit 2019 produziert Laverana klimaneutral. Unvermeidbare CO2-Emissionen werden durch Klimaprojekte ausgeglichen. Durch den Erwerb sogenannter Emissionsminderungszertifikate wird genau die Menge CO2 in geförderten Projekten kompensiert, die jährlich in einer Klimabilanz ermittelt wird. Um Greenwashing entgegenzuwirken, lässt Lavera die Bilanz vom TÜV Rheinland auditieren – denn erst dann sind sie für den CO2-Ausgleich zugelassen.

NICKELHÜTTE AUE

Die eigenen Produkte verkauft die Nickelhütte Aue hauptsächlich an Hütten, an die chemische und Metall verarbeitende Industrie, an die Leiterplattenindustrie und an Automobilkonzerne. Hauptkunden sind jedoch die Lieferanten des Metallschrotts. „Wir verkaufen eine Recyclingdienstleistung“, sagt der Geschäftsbereichsleiter Technik, Tobias Bergmann. „Wir nehmen den Kunden die verunreinigten Stoffe ab und machen etwas daraus.“

Für die Rückgewinnung der Wertmetalle kommen drei verschiedene Verfahren infrage: Erstens die mechanische Bearbeitung, also das Zerkleinern, Sortieren und Filtern der Abfälle oder Rückstände. Zweitens die pyrometallurgische Bearbeitung, also thermische Prozesse wie zum Beispiel Schmelzen oder Rösten. Drittens die hydrometallurgische Bearbeitung, also das Auflösen, Filtrieren und Auskristallisieren von Metallen mit Säuren oder Laugen, wodurch man das gewünschte Wertmetall in Form von Salzen erhält. Bei den meisten Abfällen oder Rückständen ist eine Kombination der Verfahren notwendig.

Was ­Gesichtscremes und Batterien verbindet: Nickelhütte Aue mechanische Bearbeitung
Der erste Schritt im Recyclingprozess: Die Metalle werden sortiert. Fotos: Dirk Rückschloß/pixore

Beispiel Nickel: Die Nickelhütte Aue gewinnt das namensgebende Material etwa aus Galvanikschlämmen der verarbeitenden Indus­trie. Das sind Rückstände, die bei der Oberflächenveredelung – in diesem Fall beim Vernickeln – entstehen. Beim Recycling sammelt sich das Wertmetall während des Schmelzprozesses an einem bestimmten Punkt. „Dieser sogenannte Nickelstein enthält 20 Prozent Nickel und mehr“, erklärt Tobias Bergmann. „Nickelerz hat im Vergleich nur etwas mehr als ein Prozent. Deshalb ist unser Produkt für Hütten natürlich ­interessant.“ Insgesamt verarbeitet die Nickelhütte Aue etwa 4.000 Tonnen reines Nickel pro Jahr. „Dem stehen etwa 289.000 Tonnen an Nickelerz gegenüber, die dadurch nicht gefördert werden müssen“, weiß Bergmann. „Daran sieht man, dass Recycling ressourcenschonend und nachhaltig ist.“

Mit dem Nickelstein kann die Nickelhütte Aue auch selbst mithilfe von hydrometallurgischen Verfahren eigene Produkte herstellen, Nickelsalz zum Beispiel. „Wir haben ein so breites Spektrum, dass wir an verschiedenen Stellen in der Wertschöpfungskette die Produkte bereitstellen können“, führt Bergmann aus. „Ganz am Anfang als Erzersatz. Oder mittendrin als Vorprodukt für die Industrie.“

Die Nachhaltigkeit

LAVERANA

„Unser wirtschaftliches Handeln ist von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten geprägt, die von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung der Verpackung durch unsere Kunden reichen“, betont Thomas Haase. „Denn wir sehen es als unsere Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen an, Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten zu übernehmen.“

Egal ob Handcreme, Duschgel, Bodylotion, Shampoo oder Make-up – Lavera reklamiert für sich, dass es sich bei den Produkten um zertifizierte Naturkosmetik handele, die klimaneutral hergestellt und dermatologisch getestet sei. Zudem seien fast alle Produkte vegan oder biologisch abbaubar.

Was ­Gesichtscremes und Batterien verbindet: Laverna Rohstoffe im Labor
Mehr als 300 Inhaltsstoffe stammen aus kontrolliert biologischem Anbau. Foto: Laverana/Fotograf Shino Photography

Als ein Ziel gibt Laverana an, „Emissionsquellen sowohl innerhalb des Unternehmens als auch entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette zu identifizieren und so den CO2-Ausstoß stetig weiter zu reduzieren“. Lieferanten müssen Sozial- und Umweltstandards erfüllen. „Langfristig arbeiten wir nur mit Lieferanten zusammen, die unsere Werte teilen“, so Dr. Phillip Haase „Die Lieferanten werden von uns bewertet und kontrolliert.“

Mehr als 300 Inhaltsstoffe stammen nach Firmenangaben aus kontrolliert biologischem Anbau. In den Hautpflegeprodukten seien keine umweltschädlichen Zusatzstoffe wie Mikroplastik, Silikonöle, chemische Farben, künstliche Aromen, Mineralöle oder chlorierte Aluminiumsalze enthalten. Stattdessen hochwertige Bio-Öle, natürliche Feuchtigkeitsspender und sinnliche Naturdüfte, die im eigenen Duftlabor komponiert werden.

Die Forschung und Entwicklung ist ein wichtiger Baustein für die nachhaltige Produktentwicklung. „Von der Natur zu lernen und Kosmetik immer wieder neu zu erfinden und zu ­definieren, um damit die Welt der Schönheit nachhaltig zu verändern, ist der Antrieb unseres Handelns“, erklärt Thomas Haase. „Wir testen neue Methoden, Anlagen und Rohstoffe und haben den Anspruch, die Produkte und ihre Qualität weiter zu steigern.“

Das Engagement in grünen Projekten gehört für das Unternehmen ebenfalls zur Nachhaltigkeitsstrategie. In Deutschland und Frankreich beteiligt sich Laverana an der Aufforstung von Waldflächen mit klimaresistenten Laubbäumen, um das Ökosystem zu stärken. Der Naturkosmetikhersteller unterstützt darüber hinaus ein Projekt zur Rettung der letzten Lebensräume für Orang-Utans auf Borneo, schützt rund 5.000 Hektar Urwald in einem Amazonasgebiet in Peru und hilft mit Wasserfiltern, Millionen Menschen in Malawi, Kenia und Kambodscha mit kostenlosem Trinkwasser zu versorgen.

NICKELHÜTTE AUE

„Recycling bedeutet Ressourcenschonung“, sagt Tobias Bergmann. 95 Prozent der Materialien, die in den Produkten des sächsischen Unternehmens stecken, kommen aus Abfällen. Die restlichen fünf Prozent sind Hilfsstoffe, die im Herstellungsprozess benötigt werden.

Gleichwohl ist Recycling, insbesondere pyrometallurgische Verfahren, energieintensiv. Nickel beispielsweise schmilzt erst bei knapp 1.500 Grad Celsius. Doch auch diese eingesetzte Energie versucht die Nickelhütte zu nutzen. Beim Ofenbetrieb entstehende Abwärme wird mittels Wärmetauscher in Prozessdampf umgewandelt. Daraus lassen sich Strom und Fernwärme erzeugen, womit Schulen, Pflegeeinrichtungen, andere Unternehmen und Privathaushalte versorgt werden. „Wir nutzen die Energieträger doppelt: einmal für den Prozess und einmal zum Weiterverkauf beziehungsweise zur eigenen Nutzung über unser Fernwärmenetz“, erläutert Tobias Bergmann.

Die eigene Forschung und Entwicklung arbeitet daran, Hilfsstoffe zu ersetzen, neue Verfahren zu entwickeln oder Anlagen zu bauen beziehungsweise zu optimieren. Sind Versuche, Studien oder Projekte – oft in Zusammenarbeit mit Universitäten oder anderen Institutionen – Erfolg versprechend, macht sich die Entwicklungsabteilung an die Umsetzung.

Was ­Gesichtscremes und Batterien verbindet: Nickelhütte Aue Pyrometallurgie
Nickel schmilzt erst bei knapp 1.500 Grad Celsius. Die Abwärme wird genutzt, um daraus Strom und Fernwärme zu erzeugen. Fotos: Dirk Rückschloß/pixore

Gemeinsam mit der TU Bergakademie Freiberg hat die Nickelhütte Aue beispielsweise einen Ofen entwickelt, mit dem sich Vanadium zurückgewinnen lässt. „Das ist ein spezielles Aggregat, das es so nur bei uns gibt“, sagt Tobias Bergmann. Auch Rückstände aus der Kosmetikindustrie können in Aue verwertet werden. „Wir tun das, indem wir diesen eigentlich festen Stoff verflüssigen. Neben dem Recycling der metallischen Inhalte wird dieser Stoff auch in einem speziell konzipierten Brenner genutzt, um unsere Anlagen zu beheizen.“

Zur Nachhaltigkeit gehört für die Nickelhütte auch die soziale Dimension. „Mitarbeiter sollen so gesund nach Hause gehen, wie sie zur Arbeit kommen“, führt Tobias Bergmann aus. „Da gehören ein Konzept zum Arbeitsschutz und ein gutes Arbeitsklima dazu.“ Fitnessstudio, Bowlingbahn und sogar eine Eishalle gibt es. „Wir nutzen Teile der Abwärme, um Kälte zu erzeugen“, sagt Bergmann. „Damit stellen wir im Winter eine große Eisfläche zur Verfügung, die von Jung und Alt in der Region gerne genutzt wird.“ Zudem engagiert sich die Nickelhütte Aue, um Vereine, städtische Projekte und die Bergbau-Tradition im Erzgebirge zu unterstützen. Mit dem Verein SG Nickelhütte wird der Sportnachwuchs ebenso gefördert wie Spitzensportler, etwa Skispringer Richard Freitag.

Das Beispielprodukt

LAVERANA

Die Anti-Falten-Feuchtigkeitscreme „Basis sensitiv Q10“: Der Tiegel, also der Behälter für die Creme, besteht zu 90 Prozent aus Altglas. Die Umverpackung, die für Gesichtspflegeprodukte unverzichtbar ist, besteht komplett aus zertifizierter Recyclingfaser. Die Bio-Extrakte für das Pflegeprodukt stellt Laverana größtenteils selbst her. Die Rohstoffe stammen überwiegend aus Europa und werden auf dem Schiffsweg und per Lkw direkt zum Standort Wennigsen geliefert. Im umweltschonenden Niedrigtemperaturverfahren wird die Crememasse (Bulk) produziert und in einen sterilen Behälter gefüllt. Die Creme wird dann per Lkw an den Firmenstandort Bantorf transportiert und dort mit der Maschinenstraße verbunden. Das Produkt wird abgefüllt und im Hochregal eingelagert. Der weltweite Vertrieb der Anti-Falten-Feuchtigkeitscreme erfolgt dann ab Werk.

Was ­Gesichtscremes und Batterien verbindet: Laverna Produkt Feuchtigkeitscreme
Bei der Anti-Falten-Feuchtgkeitscreme besteht der Tiegel größtenteils aus Altglas und die Umverpackung komplett aus Recyclingfaser. Foto: Laverana/Fotograf Shino Photography

NICKELHÜTTE AUE

Was ­Gesichtscremes und Batterien verbindet: Nickelhütte Aue Ätzlösungen
Ätzlösungen wie verunreinigte Salzsäure werden hydrometallurgisch aufbereitet. Fotos: Dirk Rückschloß/pixore

Das Recycling von Ätzlösungen ist ein gutes Beispiel für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Bei der Herstellung von Leiterplatten wird mit Salzsäure überschüssiges Kupfer von den Platinen entfernt. Als Abfallprodukt bleibt eine mit Kupfer verunreinigte Salzsäure zurück. Der Leiterplattenhersteller bringt die ätzende Flüssigkeit mit einem Tankwagen zur Nickelhütte Aue. Dort wird die Lösung wieder zu reiner Salzsäure aufbereitet, die der Kunde im Tankwagen zurücktransportieren und in der Platinenproduktion verwenden kann.

Den Kupferrückstand der verunreinigten Salzsäure verarbeitet die Nickelhütte Aue weiter. Entweder zu Kupfersulfat oder zu Kupferoxychlorid. „Das sind beides Kupferprodukte, die in der chemischen Industrie, zum Galvanisieren, in der Landwirtschaft oder für Katalysatoren gebraucht werden“, erklärt Tobias Bergmann. Das Gute an dem Metall: „Es ist unendlich oft recyclingfähig.“

Die Zukunftspläne

LAVERANA

Die CO2-Emissionen stetig zu senken und Kosmetik noch nachhaltiger zu verpacken sind zwei Ziele, die durch ein umfassendes Aktionsprogramm realisiert werden. Dafür verwendet das Unternehmen möglichst recycelte Verpackungsmaterialien und spart Frischmaterialien ein. „Eine Recyclingquote von mindestens 85 Prozent über das gesamte Sortiment, der komplette Verzicht auf Neuplastik bis 2025 oder auch die Einsparung von insgesamt 20 Prozent Abfall sowie 10 Prozent Wasser – gerechnet über die gesamte Herstellungskette – sind extrem hohe Ziele, die wir uns selbst auferlegt haben, um unseren Beitrag zum Erreichen der Weltklimaziele zu leisten“, betont Dr. Phillip Haase.

Die Naturkosmetik wird komplett mit Ökostrom hergestellt, künftig soll die Energie selbst erzeugt werden. Eine erste Photovoltaik-Großanlage wird in diesem Jahr ins öffentliche Stromnetz integriert. Zudem hat Laverana vor, eine Windkraftanlage in der Nähe des Firmenstandorts Bantorf zu „repowern“, also durch eine neuere, modernere Anlage zu ersetzen.

Was ­Gesichtscremes und Batterien verbindet: Laverna Bulk
Die Produktion im Niedrigtemperaturverfahren trägt dazu bei, CO2-Emissionen zu senken. Foto: Laverana/Fotograf Shino Photography

„Ziel ist es, ressourcenschonend sowie kosten- und energieeffizient Naturkosmetik zu entwickeln, herzustellen und zu vertreiben sowie nachhaltige Entscheidungen zu treffen, die der Umwelt und zukünftigen Generationen dienen“, fasst Unternehmensgründer Thomas Haase zusammen.

NICKELHÜTTE AUE

Was ­Gesichtscremes und Batterien verbindet: Nickelhütte Aue Nickelsalz
So sieht das Nickelsalz nach dem Recycling aus. Fotos: Dirk Rückschloß/pixore

„Wir sind Pioniere im Bereich Batterierecycling“, sagt Tobias Bergmann. „2010, als noch keiner wirklich ans E-Auto geglaubt hat, haben wir mit dem Recycling begonnen.“ In der Aufbereitung der Batterien sieht das Unternehmen noch Verbesserungspotenzial, um Metalle noch sauberer zu trennen. Dafür ist der Bau einer neuen Halle in Planung, um diesen Geschäftsbereich in den nächsten Jahren voranzutreiben.

Die eigene Fahrzeugflotte – immerhin 160 Fahrzeuge, die sich um den werksinternen Transport kümmern – soll nach und nach elektrifiziert werden. Auch die Transporter und Gabelstapler. „Das ist sinnvoll, weil wir Eigenstrom zur Verfügung haben“, sagt Bergmann.

95 Prozent des Strombedarfs deckt die Nickelhütte Aue aus eigenen Quellen. Dazu zählen die Wärmerückgewinnung, eine Wasserkraftanlage und Photovoltaikanlagen. Bei den 95 Prozent soll nicht Schluss sein. „Vielleicht erreichen wir bei mehr ­Energierückgewinnung und -erzeugung mit Photovoltaikanlagen, dass wir noch mehr fremde Firmen mitversorgen können.“

Das energieintensive Recycling, etwa das Schmelzen von Nickel, funktioniert bislang nur mit bestimmten Energieträgern effizient. Alternativen könnten Biogas oder Wasserstoff sein. „Da gibt es Ideen, aber das ist noch ein Stück Weg“, sagt Tobias Bergmann.

Text: Holger Schmidt